Es hört sich ja eigentlich so einfach an: Man* schlägt ein Kirchenbuch auf und sucht nach den passenden* Ahnen*. Aber leider ist das dann doch alles viel mühsamer und ungewisser.
Es ist ein bisschen so wie bei einem* Archäologen*, welcher* ja auch nie aufregende Abenteuer „a la Indiana Jones“ erlebt. Der Alltag besteht aus beschwerlichen Ausgrabungen, Staubschichten wegpinseln und vor allem alle gefundenen Scherben über Monate oder Jahre lang zu analysieren und zusammen zu puzzeln. Erst die Ergebnisse am Ende dieses langen Prozesses sind dann spannend, für den Fachmann* aufregend und lassen sich vereinfacht in einer Geschichtsdokumentation auf arte für ein breiteres Publikum aufbereiten.
Die Genealogen arbeiten im Grunde ähnlich. In den seltensten Fällen trifft man auf ein Kirchenbuch mit übersichtlichem Register, schönen Handschriften oder Einträgen mit hoher Informationsqualität. Ein Kirchenbuch ist nichts weiter als eine Ruine längst vergessener Personenkonstellationen. Man* sammelt mühsam Eintrag für Eintrag und am Ende kann man* vielleicht eine Frage beantworten, kommt ein, zwei Generationen weiter, aber oft hat man nur unzählige „Scherben“ in den Händen und weiß sie nicht recht zusammenzufügen. An unzähligen Punkten der Ahnenreihe scheint es nicht weiterzugehen, scheinen Einträge zu fehlen, gibt es viel zu viele Personen, die Zeitgleich mit exakt dem gleichen Namen leben, die anders als vielleicht erwartet häufig umziehen, deren Spuren also auf verschiedene Pfarreien und verschiedene Orte verteilt sind.
So ist man* schnell gezwungen sich mit der Geschichte des Ortes, typischen Berufen, längst vergessenen „Ortsnamen“ (z.B. „Am Lindner Busch“), längst verschwundenen Ortsteilen (z.B. Mühlen und Einzelgehöfte) und Herrschaftsverhältnissen zu befassen. Man* beginnt nach weiteren Quellen zu suchen, die einem helfen Verknüpfungen zwischen Personen zu bestätigen oder um herauszufinden von woher jemand kam und wohin er ging. In Sachsen z.B. kommt man recht häufig über die zivile Gerichtsbarkeit an vielen Stellen weiter, dort finden sich Kaufverträge von Häusern, Höfen und manches Mal Testamente und die Abwicklung kleiner Kredite und Darlehn. Aber auch diese Fülle an Einträgen ist manches Mal uneindeutig und, weil von Menschen geschrieben, fehlerhaft.
Nun kommt man* also auch mit dieser intensiveren Suche schnell an einen Punkt, an dem man* feststellen muss, ohne eine Vollerhebung aller Gerichtsbuchtexte und aller Kirchenbucheinträge kommt man* nicht weiter. Man* beginnt also immer tiefer und zeitaufwendiger die regionale Historie zu erforschen und bald schon stehen die eigenen Ahnen im Hintergrund und man* beginnt mit Leidenschaft das vergessene Leben eines Dorfes oder einer Kleinstadt zu rekonstruieren. Einige liefern dann ein Ortsfamilienbuch ab (gewissermaßen ein Katalog aller Fundstücke). Und eine solche Krönung der Forschung erleichtert nun allen anderen Forscher* die Arbeit, während es sich finanziell nicht auszahlt und nur durch die eigene intrinsische Freude daran belohnt wird, dass man ein Puzzle fertig gestellt hat und etwas mehr über die eigenen Ahnen Bescheid weiß.
Manche bauen aberwitzige und vor allem falsche Ahnenlinien auf, Andere geben sich viel früher zufrieden, manche scheitern an der Komplexität und der Auswertung der Datenfülle, manche Andere aber hören auf Ahnenforscher* zu sein und werden Regionalhistoriker* 😉